Predigt am 3. Sonntag nach Epiphanias über 2. Könige 5
(21.1.2024; Auferstehungskirche, Thema: Zum Glauben finden ist ganz einfach)Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen
Liebe Gemeinde!
Der Predigttext für den heutigen Sonntag ist eine richtig schöne Geschichte aus dem Alten Testament. Sie spielt zur Zeit der alten Könige von Israel als diese im Widerstreit und im Krieg waren mit den Nachbarvölkern. Israel war immer schon wie heute ein kleines und bedrohtes Land. Nur unter den Königen David und Salomo spielte es eine herausragende Rolle. Sonst war es eher immer Spielball großer Möchte im Vorderen Orient. Jeder, der gerade dort die Macht hatte, bestimmte auch über das kleine Land Israel, seien es Ägypten, Assyrien, Babylon oder die Römer. Und trotz allem bleib dieses kleine Land erhalten. Ein Grund war sicherlich der Glauben an den eigenen Gott, den Gott Israels, den Gott Jakobs, Abrahams und Josefs. Und dies ist bis heute so geblieben. Wenn es den festen Glauben an Gott nicht gäbe, dann wäre dieses Land schon lange von der Landkarte verschwunden.
Hören wir also heute Morgen auf eine wunderschöne Geschichte des Alten Testaments. Lehnen Sie sich, lehnt ihr euch zurück und genießt diese Geschichte.
Naaman, der Heerführer des Königs von Syrien, war an Aussatz erkrankt. Er war ein tapferer Soldat, und der König hielt große Stücke auf ihn, weil der HERR durch ihn den
Syrern zum Sieg verholfen hatte. In seinem Haus befand sich ein junges Mädchen, das von syrischen Kriegsleuten bei einem Streifzug aus Israel geraubt worden war. Sie war Dienerin bei seiner Frau geworden. Einmal sagte sie zu ihrer Herrin: »Wenn mein Herr doch zu dem Propheten gehen könnte, der in Samaria lebt! Der würde ihn von seiner Krankheit heilen.«
Naaman ging zum König und berichtete ihm, was das Mädchen gesagt hatte. »Geh doch hin«, antwortete der König, »ich werde dir einen Brief an den König von Israel mitgeben.« Naaman machte sich auf den Weg. Er nahm 7 Zentner Silber, eineinhalb Zentner Gold und zehn Festgewänder mit. Er überreichte dem König von Israel den Brief, in dem es hieß: »Ich bitte dich, meinen Diener Naaman freundlich aufzunehmen und von seinem Aussatz zu heilen.« Als der König den Brief gelesen hatte, zerriss er sein Gewand und rief: »Ich bin doch nicht Gott! Er allein hat Macht über Tod und Leben! Der König von Syrien verlangt von mir, dass ich einen Menschen von seinem Aussatz heile. Da sieht doch jeder: Er sucht nur einen Vorwand, um Krieg anzufangen!«
Als Elisa, der Mann Gottes, davon hörte, ließ er dem König sagen: »Warum hast du dein Gewand zerrissen? Schick den Mann zu mir! Dann wird er erfahren, dass es in Israel einen Propheten gibt!«
Naaman fuhr mit all seinen pferdebespannten Wagen hin und hielt vor Elisas Haus. Der Prophet schickte einen Boten hinaus und ließ ihm sagen: »Fahre an den Jordan und tauche siebenmal darin unter! Dann bist du von deinem Aussatz geheilt.« Naaman war empört und sagte: »Ich hatte gedacht, er würde zu mir herauskommen und sich vor mich hinstellen, und dann würde er den HERRN, seinen Gott, beim Namen rufen und dabei seine Hand über der kranken Stelle hin- und herbewegen und mich so von meinem Aussatz heilen. Ist das Wasser des Abana und des Parpar, der Flüsse von Damaskus, nicht besser als alle Gewässer Israels? Dann hätte ich ja auch in ihnen baden können, um geheilt zu werden!« Voll Zorn wollte er nach Hause zurückfahren. Aber seine Diener redeten ihm zu und sagten: »Herr, bedenke doch: Wenn der Prophet etwas Schwieriges von dir verlangt hätte, hättest du es bestimmt getan. Aber nun hat er nur gesagt: 'Bade dich, und du wirst gesund!' Solltest du es da nicht erst recht tun?«
Naaman ließ sich umstimmen, fuhr zum Jordan hinab und tauchte siebenmal in seinem Wasser unter, wie der Mann Gottes es befohlen hatte. Da wurde er völlig gesund, und seine Haut wurde wieder so rein wie die eines Kindes.
Mit seinem ganzen Gefolge kehrte er zu Elisa zurück, trat vor ihn und sagte: »Jetzt weiß ich, dass der Gott Israels der einzige Gott ist auf der ganzen Erde. Nimm darum von mir ein kleines Dankgeschenk an!« Aber Elisa erwiderte: »So gewiss der HERR lebt, dem ich diene: Ich nehme nichts an.« So sehr Naaman ihm auch zuredete, Elisa blieb bei seiner Ablehnung. Schließlich sagte Naaman: »Wenn du schon mein Geschenk nicht annimmst, dann lass mich wenigstens so viel Erde von hier mitnehmen, wie zwei Maultiere tragen können. Denn ich will in Zukunft keinem anderen Gott mehr Brand- oder Mahlopfer darbringen, nur noch dem HERRN. In einem Punkt jedoch möge der HERR Nachsicht mit mir haben: Wenn mein König zum Tempel seines Gottes Rimmon geht, um zu beten, muss ich ihn mit dem Arm stützen und mich zugleich mit ihm niederwerfen - der HERR möge es mir verzeihen!« Elisa sagte: »Kehre heim in Frieden!«
Eine einfach tolle Geschichte. Eine Geschichte aus 1000 und einer Nacht. Eine typische wundervolle Geschichte, die in den Zelten der Nomaden erzählt wurde. Eine Geschichte, die einfach schon schön ist beim Zuhören.
Denn derjenige, der diese Geschichte niedergeschrieben hat, der kannte die Menschen. Er kannte ihre Stärken und Schwächen. Alleine das Misstrauen des Königs von Israel ist allzu menschlich. Der will mir doch bestimmt was Böses denkt er. Dabei will Naaman keinen Krieg anfangen, sondern einfach nur geheilt werden. Und der Schluss der Geschichte ist einfach zu schön. Da sagt dann Naaman ganz ehrlich. Wenn ich den Gott Israels zuhause offen anbete, dann macht mich mein König einen Kopf kürzer. Deshalb muss ich etwas tricksen. Ich hoffe, Gott verzeiht mir das. Klasse. Einfach nur menschlich.
Aber gibt es vielleicht etwas, was wir über das Hören dieser schönen Geschichte noch für uns selbst mitnehmen können? Ich denke ja.
Naaman war der Heerführer des Königs von Syrien. Also war er daheim ein großer, mächtiger und reicher Mann. Nichts hätte ihn je dazu bringen können als ein Bittsteller in das Feindesland zu reisen. Und was hätte ihn schon dazu bringen sollen, sich dann auch noch dem Gott Israels zuzuwenden? Schließlich hatte er seinen eigenen Gott und der hieß Rimmon. Erst in dem Moment als er krank wird, ändert sich das Leben des mächtigen Mannes Naaman.
Ist dies bei uns nicht genauso? Ich erinnere mich an Gespräche mit Menschen, die mit besonderen Lebenssituationen beschäftigt waren. Das Gemeindeglied, wo ein Familienmitglied plötzlich ernsthaft krank geworden ist. Der alte Mann, der seine Frau nach mehr als 50 Jahren Ehe verloren hat. Derjenige, der in einer schwierigen beruflichen Entscheidungsfrage steht. Die Frau, die ihre Mutter zu Grabe getragen hat. Alle sie waren aus der normalen Lebensbahn geworfen. Und genau an diesem Punkt tauchte die Frage nach Gott auf, die Frage nach Sinn und die Frage: Wie will ich weiterleben?
Aber ist das nicht eigentlich unendlich schade, dass es erst solche Umbrüche im Leben braucht, damit wir uns Fragen stellen nach der Tiefe, dem Sinn und dem Ziel unseres Lebens? Es ist ja menschlich. Uns geht es ja nicht anders. Ja es ist menschlich, aber es ist zugleich auch verschenktes Leben. Denn ein Leben, das nicht bewusst mit Gott gelebt wird, ist ein verschenktes, weil nicht so erfülltes Leben.
Denn das Leben mit Gott ist ein richtig gutes Leben. Es ist ein Leben, in dem ich mich immer geborgen weiß in Gottes Zärtlichkeit. Ich muss nicht mehr krampfhaft nach der Anerkennung und der Geborgenheit durch andere Menschen suchen. Ich erfahre bereits Geborgenheit und Nähe. Und so kann ich die Nähe und die Wärme anderer Menschen einfach als Geschenk genießen. Und ich muss keine Sorge haben, ob ich sie auch in einiger Zeit noch haben werde. Warum sollte ich darauf freiwillig verzichten?
Das Leben mit Gott ist ein richtig gutes Leben. Denn ich bin nicht nur auf meine eigene Kraft angewiesen. Gottes Kraft steht mir zur Verfügung. Manchmal merke ich davon im aktuellen Geschehen gar nichts. Aber oftmals merke ich im Rückblick, dass ich schwierige Lebenssituationen mit Gottes Hilfe durchstanden habe, dass er mir Mut gegeben hat, wo ich mutlos war. Warum sollte ich freiwillig darauf verzichten?
Das Leben mit Gott ist ein richtig gutes Leben. Denn mit ihm bekommt mein Leben einen Sinn. Es hat nämlich dadurch einen Sinn, dass ich sein geliebtes Kind bin. Ich muss mich nicht mühsam auf die eigene Suche nach Sinn in meinem Leben machen. Und ich brauche nicht zu verzweifeln, wenn ich alt und krank bin und selber anderen nicht mehr helfen kann. Gott gibt meinem Leben einen Sinn. Warum sollte ich freiwillig darauf verzichten?
Nun werden diese Worte über den Sinn, die Kraft und die Geborgenheit bei vielen von Ihnen und euch offene Türen einrennen, weil sie dies selbst schon im Leben erfahren haben, weil ihr des selbst schon im Leben erfahren habt.
Und doch weiß ich aus vielen Gesprächen, dass es Menschen auch schwer fällt, diese Beziehung zu Gott zu finden. Und ich weiß auch, dass wir diese Beziehung zu Gott auch verlieren können.
Wie also finde ich zu einer solchen Beziehung zu Gott, dass ich daraus Kraft, Sinn und Geborgenheit schöpfen kann?
Ganz einfach!!! Nehmen Sie sich, nehmt ihr euch einfach am Abend und am Morgen 5 Minuten Zeit. Und in diesen 5 Minuten bringt ihr einfach alles das vor Gott, was euch bewegt. Erzählen Sie Gott von Ihrem Tag, von Ihren Sorgen, Ihrer Freude, Ihrer Angst. Und tun Sie dies, und tut ihr dies auch, wenn ihr und Sie euch gar nicht sicher seid, dass am anderen Ende der Leitung Gott wirklich zuhört. Und lasst dies zu einem täglichen Ritual werden. Jeden Tag. Diese 10 Minuten am Tag haben Sie, diese 10 Minuten am Tag habt ihr. Nach und nach werdet ihr und werden Sie Gott immer mehr spüren.
Wie, so einfach soll das sein?
Ja, so einfach ist dies. Vielleicht geht es uns da manchmal so wie Naaman, der nicht glauben konnte, dass seine Heilung so einfach sein sollte. „Wie nur sieben Mal im Fluss Jordan untertauchen. Das soll alles sein. Da hatte ich doch mehr religiöses Brimborium erwartet. Seine Diener müssen ihn erst überreden, damit er sich darauf einlässt. Erst als er seine Vorurteile hinter sich lässt und wirklich in den Jordan steigt, wird er geheilt.
Ich wünsche uns, dass wir dieselbe Erfahrung machen können. In Gottes Geborgenheit einzutreten und im Glauben zu leben, ist wirklich nicht schwierig. Es braucht nur etwas Zeit und ein wenig Geduld. Aber genau wie Naaman das Wirken Gottes bei sich erlebt hat, weil er sich darauf eingelassen hat – genauso will Gott dies an jedem von uns tun. Ich wünsche euch und ich wünsche Ihnen, dass Gott euer und ihr Leben bereichert. Amen.
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus Amen.
Gott finden
Ein Konfirmand fragte mich mal: „Wie kann ich Gott finden?"
Ich antwortete mit einer Gegenfrage: „Suchst Du ihn denn?" Nachdenklich schaute der Konfirmand zu Boden, als er sagte: „Nein, das kann ich nicht von mir sagen." Daraufhin fragte ich ihn: „Nun gut. Hast du dann wenigstens Sehnsucht danach, ihn zu finden?" Wieder überlegte der Konfirmand eine ganze Weile, bis er schließlich sagte: „Manchmal spüre ich die Sehnsucht danach, ihn zu finden. Aber meistens ist so viel los, dass ich mich dann doch nicht auf die Suche begebe."
Da zögerte ich, fragte aber noch einmal nach: „Aber du hast manchmal die Sehnsucht danach, Sehnsucht zu haben, Gott zu suchen und zu finden?" Auf einmal strahlten die Augen des Konfirmanden und er sagte: „Das habe ich. Ich sehne mich, diese Sehnsucht zu haben, Gott suchen und finden zu wollen." Da sagte ich nur: „Das ist gut. Dann bist du auf dem richtigen Weg."